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Ein kleiner Abriss der Geschehnisse

Kastanienallee am Michelsberg in Gefahr

9.11.2021

Im Rahmen des Projekts „Wasser 2025“ will die Stadt den Straßenraum der Michelsberger Straße grundlegend sanieren. Die Pläne dazu können auf der Homepage der Stadt abgerufen werden.

Wir stellen fest:

  • Fragen des Denkmalschutzes werden nicht angemessen berücksichtigt
  • die Verkehrsproblematik wird nicht ansatzweise überdacht

Gemeinsame schriftliche Stellungname von Bewahrt die Bergstadt und Schutzgemeinschaft Alt Bamberg.

Die Antwort der Stadt konnte nicht befriedigen, die Allee mit der Böschung sollte weiterhin abgeräumt und neu angelegt werden.

Sommer 2023

Es gründet sich das Aktionsbündnis „FÜR EINEN BEHUTSAMEN UMGANG MIT DER MICHELSBERGER STRASSE“

  • Gaia Protection e.V.
  • Bund Naturschutz Bayern e. V.
  • Bürgerverein 4. Distrikt Stadt Bamberg
  • Schutzgemeinschaft Alt Bamberg e. V.
  • Bürgerverein Untere historische Bergstadt e. V.

„Bewahrt die Bergstadt“ schließt sich an.

Eine Unterschriftensammlung wird weit über 3000 mal unterzeichnet.

 

11.9.2023

Offener Brief an Herrn Oberbürgermeister Andreas Starke

 

Abstract

Konsens: Die Wertigkeit des historischen Straßenraums Michelsberger Straße ist unbestritten – sie ist im Eingangsstatement Ihres Schreibens formuliert, von der Wissenschaft mit den Prädikaten „Denkmalwert und historische Grünstruktur“ versehen und besitzt für die Stadtgesellschaft höchste Güte als authentischer, Identifikation stiftender Teilbereich einer weltweit bedeutsamen Denkmallandschaft.

Dissens: Die Verwaltung hat jedoch eine beliebige, rein an technokratischen Normen orientierte Planung vorgelegt, die weder die verbürgte historische Aussage würdigt noch die ökologischen Belange berücksichtigt. Sie kommt damit nicht ihrer Aufgabe nach, diesen nahezu ungestörten Bereich im Sinne der Selbstverpflichtung als UNESCO-Welterbe zu schützen und für künftige Generationen fortzuschreiben. Es steht zu befürchten, dass diese Vorgehensweise zu unerfreulicher „Berühmtheit“ unserer Stadt beitragen wird.

Forderung: Um zu verhindern, dass erneut ein Stück charakteristische Stadtlandschaft unwiederbringlich verloren geht, fordern wir als Aktionsbündnis einen sofortigen Stopp der Maßnahmen, die den Baumbestand und die Böschungssituation gefährden können oder die Entfernung dieser Strukturen zur Folge haben. Darüber hinaus fordern wir Informationen zu technischen Details, die Erstellung eines externen Gutachtens zur Gesundheit und Lebenserwartung des noch verbliebenen Baumbestands und eine Beteiligung der BürgerInnen, die über das rein Informelle hinausgeht.

Vollständiger Brief mit der ausführlichen Begründung.

 

OB Starke gibt dem Bündnis Gelegenheit seine Vorstellungen und Bedenken persönlich im Rathaus vorzutragen. Er signalisiert Offenheit und will unsere Positionen dem Ältestenrat zur Diskussion vorlegen.

 

7.10.2023

Das Kastanienfest wird zu einem Riesenerfolg. Viele BürgerInnen erleben die illuminierte Allee mit ganz anderen Augen und bekunden mit ihrem Besuch die starke Verbundenheit mit diesem Teil des Weltkulturerbes.

Redekonzept beim Kastanienfest

Michael Rieger

(Zweiter Vorsitzender „Bewahrt die Bergstadt“)

Machen wir einmal ein kleines Gedankenspiel.

• Wie sähe Bamberg aus, wenn wir BürgerInnen uns nicht um ihre Häuser kümmern würden? Wenn wir das alles auswärtige Investoren überlassen würden?

Wir erhalten unsere Häuser mit großem Einsatz und finanziellem Aufwand. Wir bekommen nicht das Geld, mit denen sich die öffentliche Hand im Stil barocker Herrscher Leuchtturmprojekte genehmigt, die sich keiner sonst leisten könnte. Und trotzdem leisten wir unseren Beitrag; wir wollen deshalb auch mitsprechen, vor allem wenn unser unmittelbarer öffentlicher Lebensraum verändert werden soll.

Setzen wir dies fort:

• Wie sähe Bamberg aus, wenn nicht BürgerInnen ihre Stadt gegen Pläne der Politik verteidigt hätten, wenn sie nicht immer wieder energisch protestiert hätten?

Denken Sie an:

  • den Durchbruch Mitte, eine Straße à la Berliner Ring durch die Gärtnerstadt
  • den geplanten Abriss des E-Werks, dem heutigen VHS Gebäude
  • das heutige Stadtarchiv, das einem Busparkplatz weichen sollte
  • die verhinderte Bergverbindung mit einer Tunnelausfahrt unterhalb der Villa Remeis und einer Hangbrücke über den Teufelsgraben
  • den geplanten Verkauf des Klosters Michelsberg an Investoren
  • den Rothof Wasserbehälter, der ursprünglich nahe der Linde liegen sollte und nach den Protesten weiter weg davon errichtet wurde.

Krischker geflügeltes Wort „Fom griich fäschoond, vom schdoddrod ned“, hätte wohl noch mehr traurige Berechtigung als ohnehin. Offensichtlich sind Widerspruch und Protest durchaus notwendige und hilfreiche Mittel bei der Suche nach guten Lösungen. denn die Sichtweisen von Verwaltung, Stadtrat und Bürgerinitiativen unterscheiden sich oftmals deutlich.

Der Titel des Projekts entlarvt die Sichtweise der Stadt

„Wasser 2025 – Wasserleitungsverlegung Michelsberg“

Das klingt nach einem technischen Vorgang, einem Ingenieurprojekt. Wie macht man so etwas?

Kostengünstig soll es natürlich sein. Also zählt man alle Defizite auf: Die Klinkerplatten sind brüchig, das Pflaster der Böschung wacklig, die Bäume krank. Na prima, das kann alles weg und ist nicht mehr im Weg, kann man danach alles neu und schönmachen. Das macht es auch leichter: Durch die Brille des Bauingenieurs gesehen eine wunderbare Planung:

DIN-Normen und rechtliche Aspekte erfüllt.

Kein Wort zum Wert des historischen Stadtraumes an dieser Stelle.

Mehraufwand zur Erhaltung historischer Substanz ist nicht vorgesehen.

Was im schlimmsten Fall entstehen könnte, lässt sich am Negativbeispiel Sutte erkennen, die mit allen Mitteln der Ingenieurtechnik ihres Charmes beraubt wurde. Die mit viel Liebe renovierten Häuser verschwinden hinter monströsen Gittern auf Betonmauern.

Hier war nun Protest nötig: Die Michelsberger Straße ist ein Teil der historischen Stadtlandschaft. Diese erleben wir mit allen Sinnen natürlich emotional. Dies prägt unser Lebensgefühl und damit die Beziehung zu unserer Stadt. Aber auch objektiv erkennt man den hohen Denkmalwert im Zusammenklang von Häuserensemble und Straßenraum.

Wir wollen, dass alles, was jetzt noch erhalten ist, nicht einfach abgeräumt wird. so weit wie möglich erhalten bleibt. Damit meinen wir die Gesamtsituation; das ist mehr als die Bäume.

Betrachten wir ein Detail, die Böschung. In ihr können wir die ursprüngliche barocke Idee der Überformung und Zähmung der Natur erkennen. Im Barock hatte diese sicher ihre Berechtigung, wenn ein Bauherr seinen Gestaltungswillen ausdrücken wollte. Was aber ist seitdem geschehen? Das Leben der Menschen hat am Objekt seine Spuren hinterlassen. Vielfache Ausbesserungen zeigen mehr oder weniger technisches Können oder Vermögen zu mehr oder weniger Aufwand. Die Natur, die man im Barock noch zähmen wollte, hat sich zunehmend ihren Platz zurückerobert. Spätestens dann, als Stadtgärtner nicht mehr mit der Hacke gegen sie ankämpften.

Eine Artenzählung hat immerhin 70 verschiedene Pflanzenarten erfasst. Auch das sind Spuren der Zeit, die sich ablesen lassen und sowohl den Denkmalcharakter, als auch den Charme der Straße ausmachen. Man könnte sagen, dass hier eine Brücke zwischen der Idee des Barock und der heutigen Idee einer ökologischen Stadt zu erkennen ist.

Verwaltung und Politik glauben nun, das alles durch an DIN-Normen und Behördenregeln orientierte Einbauten ersetzen zu können. Nach diesen Normen muss die Böschung versiegelt werden. Damit zeigen sie Blindheit für den Wert der historischen Stadtlandschaft. Erst mit dem gewachsenen Straßenraum bilden die vielen schönen historischen Gebäude und die Klosteranlage eine stimmige Einheit, in der sie sich gegenseitig verstärken können. Wir wollen, dass alles, was jetzt noch erhalten ist, so weit wie möglich erhalten bleibt. Dazu muss das laufende Verfahren gestoppt werden.

• Wir kämpfen nicht blauäugig um tote Bäume. Aber die meisten können stehen bleiben und dann durch rot blühende Kastanienarten ersetzt werden.

• Viele Stellen der Böschung sind noch gut erhalten, sie werden lediglich ergänzt.

• Die Treppen werden gerichtet und nicht ersetzt, damit sie nicht aussehen wie in der Sutte.

• Die Bürger werden ab sofort an den Planungen beteiligt.

November 2023

Im November lädt der Oberbürgermeister noch zu einem weiteren Gespräch ein, bei dem eine Kompromisslösung gefunden werden soll. Die Initiative lässt als Gesprächsgrundlage noch ein Fachgutachten zur Denkmalwürdigkeit der Gesamtsituation der Michelsberger Straße erstellen.

Kastanienallee gerettet

Kompromiss für eine Stadtratsentscheidung vorbereitet

17.11.2023
Oberbürgermeister Starke: „Der Dialog war erfolgreich.
Wir werden dem Natur- und dem Denkmalschutz gerecht.“

Der wesentliche Erhalt der bestehenden Bäume, Ersatzpflanzungen mit der rotblühenden Roßkastanie und die Bewahrung der Böschungssituation: So lautet der vorbereitete Kompromiss, auf den sich die Stadtverwaltung um Oberbürgermeister Andreas Starke und Bürgermeister Jonas Glüsenkamp mit Vertretern des Aktionsbündnisses „Für einen behutsamen Umgang mit der Michelsberger Straße“ bei ihrem Treffen am Freitag im Rathaus verständigt haben. „Es ist gut, dass wir hier im Dialog eine Lösung gefunden haben, so dass wir sowohl dem Naturschutz, als auch den Anforderungen an eine Schwammstadt nachkommen werden. Außerdem werden wir auch dem Denkmalschutz und dem historischen Stadtbild in einer Welterbestadt gerecht“, betonte Starke.

 

„Wir sind froh, dass die Stadtverwaltung dem breiten Wunsch der Bamberger Bevölkerung nachkommt, unser einmaliges historisches Ensemble am Michaelsberg aus ökologischer und denkmalpflegerischer Sicht zu bewahren. Wir hoffen nicht nur auf baldige Zustimmung im Stadtrat, sondern auch auf eine neue „Brille“ für zukünftige Bauprojekte im Welterbe.“ so Angelika Gaufer aus dem Aktionsbündnis.

 

Bereits im Jahr 2021 hatte der Stadtrat einstimmig eine Planung verabschiedet, nach der die Kastanien am Michaelsberg durch besser an das veränderte Klima angepasste Bäume ersetzt und Teile der Fläche entsiegelt werden sollten.

Dieses Vorgehen war zuletzt auf Kritik in Teilen der Bürgerschaft gestoßen. Deshalb erhielt OB Starke vom Ältestenrat des Stadtrats den Auftrag, gemeinsam mit dem Aktionsbündnis nach einer Lösung zu suchen. Den nun erarbeiteten Kompromiss wollen OB Starke und das Aktionsbündnis gemeinsam dem Bau- und Werksenat in der nächsten Sitzung am 5. Dezember 2023 zum Beschluss vorschlagen. Das Gremium wird dann über die Umsetzung beraten und entscheiden.

Oberbürgermeister Starke bedankte sich im Anschluss an das Treffen ausdrücklich bei Baureferent Thomas Beese, weil er die Einigung kompetent vorbereitet und den Dialog konstruktiv begleitet hat.

5.12.2023

Ein Stück historische Stadtlandschaft bewahrt!

In seiner Sitzung am 5.12.2023 folgte der Bau- und Werksenat dem von der Verwaltung vorbereiteten Kompromissvorschlag. Dies beweist, dass bürgerschaftliches Engagement zum Erhalt des Welterbes Bamberg notwendig ist und erfolgreich sein kann. Wir danken allen Beteiligten in Verwaltung und Politik für bewiesene Offenheit und Flexibilität, die nun den Denkmalcharakter des Weges zum Michelsberg zu bewahren hilft.

Auskünfte zum Thema: STADT BAMBERG Amt für Bürgerbeteiligung, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Michael Memmel, Tel.: 0951/87-1821, Handy 0170/2245700, E-Mail: michael.memmel@stadt.bamberg.de